Der Gänsegeier gehört in Europa zu den größten Greifvögeln und ist selbst eine der größten und schwersten Geierarten. Sein Vorkommen ist auf die Trockengebiete von Südeuropa, Nordafrika und erstreckt sich in Asien von Vorder- bis Zentralasien und bis in die nördliche Mongolei. Weitere Vorkommen existieren in Nord-Indien und in Bangla Desch. Durch Auswilderungsprojekte konnte der Bestand der Gänsegeier in Europa vor dem Aussterben bewahrt und die Bestände zumindest stabilisiert werden.
Systematische Einordnung:
Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)
Familie: Habichtverwandte (Accipitridae)
Gattung: Altweltgeier (Gyps)
Art: Gänsegeier
Beschreibung:
Wissenschaftlicher Name: Gyps fulvus
Artname in Englisch: (Eurasian) Griffon Vulture
Artname in Französisch: Buitre Leonado
Artname in Niederländisch: Vale Gier
Artname in Finnisch: Hanhikorppikotka
Artname in Dänisch: Gåsegrip
Artname in Schwedisch: Gåsgam
Artname in Polnisch: Sęp płowy
Artname in Russisch: Belogolowy Ssip
Vorkommen / Verbreitung: Der Gänsegeier besiedelt die Trockengebiete von Süd-Europa, Nordafrika sowie in Asien Gebiete zwischen Vorder- und Zentralasien. In Asien erstreckt sich die Verbreitung bis in die nordwestliche Mongolei und nach Süden nach bis nach Nord-Indien und Bangla Desh.
Wanderungen: In seinem Brutgebiet ist der Gänsegeier Standvogel. Von den Jungvögeln sind Zerstreuungswanderungen bekannt. Zugbewegungen führen meistens südlich, dann teilweise bis nach Marokko oder nach Vorderasien. Teilweise sammeln sich bis zu 100 Gänsegeier, um über den Bosporus nach Süden zu ziehen. Nichtbrüter übersommern überwiegend im Norden des Verbreitungsgebietes. Nahrungsmangel führt überwiegend zum Wegzug.
Überwinterung Vereinzelt überwintern Gänsegeier in den Pyrenäen und im Balkangebiet, sowie im südlichen Kaukasus und im Elburs.
Lebensraum – Biotop: Bevorzugt aride Gebiete mit Karstgebirgen und steppenartige Ebenen. Im Norden des Verbreitungsgebietes werden auch Weidegebiete aufgesucht. .
Verhalten Die Schlafplätze werden erst mit beginnender Thermik verlassen, also relativ spät am Vormittag. Dann beginnen die teilweise stundenlangen Suchflüge nach Nahrung im Nahrungsgebiet. Am Boden Bewegung durch Schreiten und Hopsen, teilweise sind sogar weite Sprünge möglich. Der Gänsegeier ist ein ausgezeichneter Gleit- und Segelflieger. Ruderflug nicht sehr schwerfällig, bei dem die Flügel langsam auf und abgeschlagen werden.
Der Gänsegeier gehört ebenfalls zu den Kadaververwertern. Diese sind stärker von der Thermik abhängig und so beginnt der Gänsegeier seine Tätigkeit ab dem späten Vormittag, mit dem Einsetzen der Thermik. Der tägliche Suchflug dauert täglich 7-8 Stunden.
Kennzeichen Größer als Seeadler und kleiner als Mönchsgeier. Das Flugbild zeigt lange, brettartige Flügel mit breit gefächerten Handschwingen. Innere Handschwingen sind kürzer, daher wirkt der Flügelhinterrand bei gestrecktem Flügel leicht geschwungen. Schwanz kurz, im gespreizten Zustand leicht keilförmig. Im Segelflug werden die Flügel leicht V-förmig gehalten. Gleitflug mit leicht angewinkelten Flügeln. Flügel, Flügeldecken, Schwanz und Körper beim ad. Vogel braun, bei den juv. dagegen erheblich dunkler.
Langer Hals, Kopf mit weißen Dunen und weißer Halskrause; bei juv. sind Hals und Kopf schmutzig weiß und die Halskrause hell rostbtraun .
Schnabel: dunkel mit heller Basis, nackte Stellen am Halsansatz sind blau
Wachshaut: blaugrau.
Füße: grau bis blaugrau
Iris: ad. = gelbbraun bis gelblich; juv. / immat. =braun.
Größe: 95-105 cm
Gewicht: 6-11 kg
Spannweite: 240-280 cm
Flügellänge:
♂: 68.5-75,0 cm
♀: 72,5-77,5 cm
Stimme - Ruf: Überwiegend wenig ruffreudig. Rufe vor allem am Schlafplatz und am Kadaver, im Flug eher schweigsam. Laute sind Kreischlaute und Keckern.
Geschlechtsreife: Beim Gänsegeier tritt die Geschlechtsreife erst mit dem 4-5. Lebensjahr ein.
Paarungszeit: monogame Dauerverbindung wird angenommen. Die Balz beginnt im Dezember.
Bruten1 Jahresbrut
Eiablage: frühestens ab Anfang Januar, bis Februar; in höheren Lagen auch erst im März.
Brutzeit: Anfang Januar bis spätestens Ende Mai
Nest: Nest besteht aus dünnen Zweigen, deren Mulde mit weicherem grünen Material ausgelegt wird. Beide Altvögel bauen am Nest. Nest-Durchmesser 60-100 cm, bei einer Höhe von nur 20-30 cm.
Neststandort - Brutrevier: Brütet in überdachten Nischen, Halbhöhlen im Fels und auf Felsbändern. Brütet in Kolonien.
Gelege: (selten 2-) 1 Ei
Eier: Das Ei ist breitoval bis rundlich, auch elliptisch, bei meist weißer Schale, die auch mit rostbraunen Flecken versehen sein kann.
Nachgelege: Ersatzgelege bei Brutverlust möglich, aber selten. Meistens Aufgabe des Brutgeschäfts.
Legeabstand: ??.
Brutbeginn: Nach Ablage des ersten Ei.
Brutdauer: 47-57 Tage, es brüten beide Altvögel
Schlüpfen: Bei zwei Eiern schlüpfen die Jungen im Abstand des Legeintervals.
Nestlingsdauer - Führungszeit: Bei zwei Eiern überlebt nur das ältere Junge. Bedunter Nesthocker, der anfangs intensiv gehudert wird. Beide Altvögel füttern. Frühestens nach 80-90 Tagen wird das Nest erstmals verlassen. In der Regel verlässt das Jungen das Nest nach 113-159 Tagen.
Flügge: Nach dem Verlassen des Horstes ist das Junge flugfähig wird aber noch mehrere Wochen von den Altvögeln betreut und auch gefüttert.
Nahrung: Der Gänsegeier ernährt sich ausschließlich von Kadavern, darunter vor allem mittelgroße bis große Säugetiere, auch wenn die Kadaver schon in die Verwesung übergegangen sind. Der Gänsegeier verwertet Eingeweide, Muskelfleisch und kleine Knochen. Die oftmals aus der Bevölkerung vorgebrachten Befürchtungen, der Gänsegeier würde lebende Weidetiere reißen, konnten nie nachgewiesen werden.
Lebensdauer: Der älteste bekannte Gänsegeier erreichte, in der Gefangenschaft ein Alter von 55 Jahren (Zoo Salzburg).
Mortalität - Sterblichkeit: ???.
Feinde und Gefährdungen: Hauptgefährdung ist die menschliche Verfolgung, das Auslegen von Giftködern gegen Raubsäuger wie z.B. den Wolf. Durch das Fehlen von Kadavern in der Weidewirtschaft wird die Nahrungsgrundlage der Geier eingeengt bzw. vollständig vernichtet. Ebenfalls kommt es zu Ausfällen durch Kollisionen mit Leitungen. Tourismus in abgelegenen Gegenden führt ebenfalls zu Störungen.
Jagdbares Wild: Nein
Jagdzeit: Nein, Naturschutz
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 1+2, Sonderausgabe 2012, Aula Verlag, Wiebelsheim
Bauer, Hans-Günther, Bezzel, Einhard et. al. (HG), Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Band 3, Literatur und Anhang, Aula Verlag Wiebelsheim, 2. vollständig überarbeitete Auflage 1993
Baumgart, Wolfgang, Europas Geier, Flugriesen im Aufwind, AULA-Verlag Wiebelsheim, 2001
Bezzel, Einhard, Kompendium der Vögel Mitteleuropas, Non-Passeriformes, Band 1, AULA-Verlag Wiesbaden, 1985
Bruun/Singer/König/Der Kosmos Vogelführer, Franck'sche Verlagshandlung Stuttgart, 5. Auflage 1982
Glutz von Blotzheim, Urs et. al (HG), Handbuch der Vögel Mitteleuropas, Band 4, Falconiformes, AULA-Verlag Wiesbaden, 2. durchgesehene Auflage 1989
Mebs, Theodor et. al, Die Greifvögel Europas, Franck-Kosmos Verlags GmbH, 2. Auflage 2014
Svenson, Lars et. al, Der Kosmos Vogelführer, Franck-Kosmos Verlag GmbH & Co. KG, Stuttgart, 2. Auflage 2011
Ei des Gänsegeier; Attribution: Klaus Rassinger und Gerhard Cammerer, Museum Wiesbaden, CC BY-SA 3.0 <https://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0>, via Wikimedia Commons; File URL: https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/5/51/Gyps_fulvus_MWNH_0732.JPG; Page URL: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Gyps_fulvus_MWNH_0732.JPG