Der Palmgeier ist ein Altweltgeier aus der Gattung Gypohierax und ein Brutvogel Afrikas. Bei Spannweiten von nur 135-155 ist er eher ein kleiner Geier.
Der Palmgeier ist unter den Geiern ein echte Besonderheit. Als Vogel hat er die Größe, Gestalt und Haltung des Schmutzgeiers. An dieser Stelle enden dann auch die Gemeinsamkeiten. Anders als der Schmutzgeier ist der Palmgeier weder ein Abfallverwerter noch frisst er überhaupt Aas oder Kadaverreste. Seine Hauptnahrung besteht aus den Früchten der Ölpalme. Dazu kommen noch Insektenlarven und zu den Schwarmzeiten der Heuschrecken werden diese auch in großen Mengen gefangen und verzehrt.
Da der Palmgeier in Afrika zu den häufigen Geierarten zählt und keine Bestandsabnahmen erkennbar sind, wird er als nicht gefährdet eingestuft.
In Europa wird der Palmgeier in Zoos und Tierparks gehalten.
Der Palmgeier ist ein kleiner Geier mit kurzen, dafür aber sehr breiten Flügeln, und einem langen Schwanz. Oberflächlich betrachtet ähnelt die Silhouette des sitzenden Vogels der des Schmutzgeiers. Zumindest weist die Gesichtszeichnung Ähnlichkeiten auf.
Beim adulten Palmgeier ist der Korpus weiß, mit weißem Bürzel jedoch mit einem schwarzen Schwanz, der mit einer weißen Terminalbinde abgeschlossen wird. Sehr auffällig sind die sehr breiten Flügel, besonders im Vergleich zur Flügellänge und den sonstigen Proportionen des Palmgeiers. Die Unterflügeldecken sind weiß, auf der Flügeloberseite sind die großen Flügeldecken schon schwarz, während die kleinen und mittleren Flügeldecken weiß sind. Schwarze Armschwingen stehen im Kontrast zu den weißen Handschwingen, die nur an den Spitzen schwarz sind. Am Kopf sind Stirn, Oberkopf, Nacken, Kinn und Hals voll befiedert, während nur das Gesichtsfeld und ein Zügelfeld auf Höhe des Unterschnabels unbefiedert orang-rotgelb und unbefiedert sind. Die Gesamtwirkung des adulten Palmgeiers ist grundsätzlich weiß und schwarz.
Der juvenile Palmgeier ist überwiegend graubraun und zeigt auch schon die unbefiederten Stellen im Gesicht, welche ebenfalls noch graubraun sind. Arm- und Handschwingen sind noch dunkel, auch der Schwanz ist graunbraun. Erst im zweiten Jahr ähnelt der Schwanz schon grundsätzlich dem adulten Vogel, wie auch auch die Zeichnung der Handschwingen. Im vierten/fünften Jahr nimmt die Gefiederfärbung eine weißlich bis hellgrau-braune Färbung an, die Gesichtszeichnung ähnelt immer mehr dem Adultvogel.
Systematische Einordnung - Taxonomie:
Ordnung: Greifvögel (Accipitriformes)
Familie: Habichtverwandte (Accipitridae)
Gattung: Geierseeadler (Gypohierax)
Art: Palmgeier
Wissenschaftlicher Name: Gypohierax angolensis
Artname in Englisch: Palmnut Vulture
Artname in Französisch: Palmiste africain
Artname in Niederländisch: Palmgier
Artname in Italienisch: Avvoltoio delle palme
Artname in Finnisch: Palmukorppikotka
Artname in Dänisch: Palmgrib
Artname in Schwedisch: Palmgam
Artname in Polnisch: Palmojad
Artname in Russisch: Пальмовый гриф
Vorkommen / Verbreitung: Der Palmgeier ist ein Brutvogel Afrikas. Sein Verbreitungsgebiet reicht von Gambia im Westen bis zum West-Sudan und Uganda und weiter südwärts bis zum Okavango-Becken im Sudan und dem nördlichen Zulu-Land.
Wanderungen: Es ist davon auszugehen, daß der Palmgeier außerhalb der Brutzeit sich in den Gegenden mit den ertragsreichsten Nahrungsgründen aufhält. Junge Palmgeier gehen nach dem Selbständigwerden auf Wanderschaft (Zerstreuungswanderung).
Lebensraum – Biotop: Der Palmgeier siedelt in Wäldern, Mangrovengebieten, bewaldeten Savannen, Flüssen und deren Uferbereichen und kommt dabei bis in mittlere Höhenlagen von 1.500 m vor, teilweise auch bis zu 1.800 m. Begünstigt wird seine Ansiedlung durch das Vorhandensein von Woll- und Affenbrotbäumen und Ölpalmen.
Verhalten: Einen Teil der Nahrung erbeutet der Palmgeier durch die, den Geiern eigenen, Patroullienflüge, die entlang von Flussläufen durchgeführt werden. Ansonsten bedient sich der Palmgeier schlicht an den Früchten der Ölpalme.
Kennzeichen: Kleinerer Geier mit fast weißem Gefieder. Armschwingen, Spitzen der Handschwingen, Schultergefieder und schwarze Subterminalbinde sind schwarz. Kräftiger, langgestreckter Schnabel. Fänge sind kurz und schwach ausgebildet.
Schnabel: blaugrau.
Wachshaut: schmutziggelb
Läufe: schmutziggelb.
Iris: hell-orange bis gelb.
Größe: 57-65 cm
Schwanzlänge: 19-21 cm
Gewicht: 1700-1900 (max. 2100) g
Spannweite: 133-155 cm
Flügellängen: 390-461 mm
Stimme - Ruf: Während der Balz heisere Rufe wie „korr korr“, auch blökende Rufe.
Geschlechtsreife: wahrscheinlich im vierten Jahr, zusammen mit dem Wechsel in das Alterskleid.
Paarungszeit: Balz fällt mit dem Horstbau und Horstbezug zusammen, der vor der Eiablage stattfindet.
Bruten:1 Jahresbrut
Eiablage: in Nigeria schon ab Januar bis April
Brutzeit: Januar bis August; teilweise auch zwischen Juli und November.
Nest: Horst aus Reisig. Mulde wird mit grünem Zweigwerg ausgepolstert und der Horstrand mit Palmwedeln belegt.
Neststandort: Auf den Seitenästen von hohen Bäumen, meistens auf Palmen.
Gelege: 1 Ei
Eier: Elliptisches Ei mit weißer Grundfarbe und relativ dichter dunkelbrauner Fleckung.
Eimasse und Eigewichte
Länge: 67,0-78,3 mm
Breite: 52,0-57,0 mm
Länge x Breite: Ø 70,7x54,0 mm
Gewicht: ≈ ??? g
Nachgelege: unbekannt ???.
Brutdauer: ≃ 41-44 Tage
Nestlingsdauer - Führungszeit: bedunte Nesthocker, die von beiden Altvögeln gefüttert werden. Nestlingszeit ca. 60 Tage.
Flügge: Nach dem Ausfliegen kehrt der junge Palmgeier mindestens noch für 4 Wochen abends zum Schlafen auf den Horst zurück.
Nahrung: Die Früchte der Ölpalme, dazu kommen Insektenlarven und Heuschrecken.
Lebensdauer: unbekannt.
Mortalität - Sterblichkeit: unbekannt.
Feinde und Gefährdungen: Der Palmgeier wird als nicht gefährdet eingestuft.
Brown, Leslie, Die Greifvögel, Ihre Biologie und Ökologie, Paul Parey Verlag Hamburg und Berlin, 1979
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Grzimek, Bernhard et al (HG), Grzimeks Tierleben, Band VII, Vögel 1, Kindler Verlag AG Zürich, 1968
Mebs, Theodor, Die Greifvögel Europas Nordafrikas und Vorderasiens, Franchk-Kosmos Verlags GmbH & Co. KG, 2. Auflage 2014
Weick, Friedhelm, Die Greifvögel der Welt, Verlag Paul Parey Hamburg und Berlin, 1980
Ei des Palmgeiers: Attribution: Von Didier Descouens - Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=16927677
Palmgeier - Quelle: n7n7/Agentur iStock